Intensivstationen: Überlastung – oder Unterausstattung?

Kundgebung 23.05.2021, Redebeitrag Dr. Mona Aranea (Soziologin, Mönchengladbach)

Es wird immer wieder behauptet, die Ausbreitung des SARS-CoV2-Virus führe zu einer drohenden Überlastung von Intensivstationen durch Covid-19 Patienten. Wer sich aber die offiziellen Zahlen des DIVI-Intensivbettenregisters ansieht, der erkennt, dass mittels PCR positive getestete Patienten nur einen Bruchteil der Gesamtzahl aller Patienten auf den Intensivstationen ausmachen. Hierzu empfehle ich jedem die Lektüre der Berichte eines Expertenbeirats des BMG, des so genannten Beirat nach § 24 KHG zur Überprüfung der Auswirkungen der Regelungen des COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetzes. Der Beirat hat bereits in Berichten letzten August und diesen Januar, und erneut in einer Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministerium Ende April festgestellt, dass Patienten mit Haupt- oder Nebendiagnose Covid-19 im Jahr 2020 durchschnittlich rund vier Prozent der Belegung in Krankenhäusern ausmachten, und, „dass die Pandemie zu keinem Zeitpunkt die stationäre Versorgung an ihre Grenzen gebracht hat“.1 Außerdem zeigt eine Auswertung des DIVI-Intensivregisters: es wurden so gut wie keine zusätzlichen Intensivbetten geschaffen. Wer sich das DIVI Intensivregister ansieht, der erkennt auch, dass die Gesamtzahl der Intensivbetten seit dem letzten Sommer nicht zu, sondern abgenommen hat.

Tabelle 1 unten (auf Basis von Daten des DIVI Registers) zeigt die Zahl der Patienten auf deutschen Intensivstationen und die Zahl aktiver und inaktiver Intensivkapazitäten für verschiedene Zeitpunkte im Vergleich. Im April 2020 gab es ca. 28.000 Intensivbetten, davon waren damals knapp 17.000 belegt. Im August 2020 gab es immer noch ca. 28 tsd Betten, wovon ca. 20 tsd belegt waren. Im August 2020 gab es allerdings zusätzlich 12 tsd Intensivbetten als so genannte Notfallreserve. Hier kommt die Personaluntergrenze ins Spiel. Die Personaluntergrenze wurde zwischen März und August 2020 ausgesetzt – die Krankenhäuser hatten also keinerlei Anreize, für die neu geschaffenen Intensivbetten entsprechen Personal einzustellen. Und als die Personaluntergrenze für Intensivstationen ab August wieder griff, da überführten die Krankenhäuser neue und auch manche reguläre Intensivbetten in die neu geschaffene Kategorie der Notfallreserve.
Die Zahlen von Anfang Mai 2021 zeigen: die Belegung ist vergleichbar, ca. 20.000 Patienten auf Deutschland Intensivstationen – aber die Gesamtzahl der Intensivbetten hat sich verändert. Das Register zeigt 21.124 belegte Intensivbetten, 2709 Betten sind frei (macht 23.833 Intensivbetten insgesamt). Ende Juli waren es noch 30.292 reguläre, mit Personal ausgestattete Intensivbetten. Also ein Minus von mehr als 6000 Intensivbetten. Wo sind sie hin? Laut DIVI Intensivregister gibt es weiterhin eine Notfallreserve von 10.000 Intensivbetten. Aber was sollen wir mit Intensivbetten ohne Personal? Und warum erhalten die Krankenhäuser nach dem Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz vom März 2020 Prämien für zusätzliche Intensivbetten, mussten aber kein zusätzliches Personal hierfür einstellen? Die Pandemiepolitik gibt viele Rätsel auf.

Diese Daten und Fakten sind für jeden mündigen Bürger einsehbar und überprüfbar.

1 www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2021/2-quartal/corona-gutachten-beirat-bmg.html (April 2021)

Tabelle 1 Intensivbelegung und –kapazitäten April 2020 bis April 2021

Intensivbelegung und –kapazitäten April 2020 bis April 2021
Grafik: Gesamtzahl gemeldeter intnsivbetten (Betreibbare Betten und Notfallreserve). Quelle: DIVI-Intensivregister

Quelle: https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen (Stand 07. Mai 2021)